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ERSTER TEIL

GOTTES HEILIGER NAME SEI GEPRIESEN! DER HERR GEBE, DASS DIE IN DIESER URKUNDE FESTGEHALTENEN TATSACHEN UND NIEDERGELEGTEN GEDANKEN DIE KOMMENDEN GENERATIONEN ZUM NACHDENKEN ANREGEN UND ZUM GUTEN ANEIFERN, AUF DASS SIE TÜCHTIGE MENSCHEN WERDEN, SEIN UND BLEIBEN MÖGEN UND VOR ALLEM JEDERZEIT IHRE PFLICHTEN TREU AUF DANK UND DURCH EIN EHRBARES LEBEN IHRE EIGENE EHRE UND DIE EHRE UNSERER FAMILIE HOCHHALTEN MÖGEN! GOTT VERLEIHE SEINE GNADE DAZU!

ARTIKEL I

PRÄAMBEL

(Blick in unsere Zeit)

Im Jahre des Herrn EINTAUSEND NEUNHUNDERT UND ACHTUNDVIERZIG, nachdem verblendete Menschen in ihrer gottlosen Vermessenheit Untaten auf Untaten häuften, nachdem gegen die Menschlichkeit furchtbar schwere und entsetzliche Verbrechen begangen worden sind an denen - Gott sei es gedankt - jedoch keiner aus unserem Familienkreise, vom engsten bis zum entferntesten, irgendeinen Anteil hatte, Verbrechen, die aber mit ebenso fürchterlichen Unmenschlichkeiten an unserem armen leidgeprüften Volke entgolten wurden und werden;

in einer Zeit, nachdem ein schrecklicher Krieg seine schweren Blutopfer gefordert hat - aus unserer engsten Familie fiel im April 1944 bei Sewastopol (Krim) der jüngste Sohn des jetzigen Stammhofbesitzers JOSEF DRESSELHAUS, und am 3. Oktober des gleichen Jahres starb im Gefangenenlazarett zu Simferopol (Krim) der Wachtmeister HEINRICH DRESSELHAUS (geb. 2. Juli 1898), der älteste Sohn des Stammhofbesitzers;

in einer Zeit, wo unser liebes Vaterland, aus tausend Wunden blutend, unter fremder Besatzung seufzt, wo ein Deutschland nur noch dem Namen nach besteht, wo fast alle unsere ehedem so schönen Städte und Ortschaften in Trümmern liegen, wo wertvolle Kulturdenkmäler in einem Ausmaß zerstört wurden wie nie zuvor;

in einer Zeit der tiefsten Erniedrigung, der härtesten Bedrängnis und der bittersten Not unserer armen, fast jeglichen Rechtes beraubten Volkes, wo Millionen ihr Hab und Gut in grausigen Bombennächten verloren haben, wo sie unsere schon beengten Wohnräume teilen müssen, dicht zusammengedrängt, mit weiteren Millionen, die von Haus und Hof und aus ihrer alten, angestammten, ehemals so schönen, fruchtbaren und wertvollen nun aber allmählich versteppenden Heimat Ostdeutschland vertrieben oder als Deutsche aus anderen Ländern verjagt wurden, - ja, wo zahllose all dieser Armen in Ställen, Scheunen, Baracken und Behelfsheimen, in Kellerlöchern, Bunkern oder zwischen den Ruinen zerbombter Häuser ihr Dasein fristen müssen, weil für alle weder genügend Wohnraum vorhanden ist, noch schnell genug aus Materialmangel und anderer Erschwernisse wegen beschafft werden kann;

in einer Zeit, wo jetzt noch über eine Million deutscher Kriegsgefangene zurückgehalten und weitere Millionen deutscher Soldaten meistens im Osten vermisst werden, wo unsere fähigsten Ingenieure und Konstrukteure, unsere besten Wissenschaftler, Forscher und Erfinder in die Länder der Sieger verpflichtet oder dorthin zwangsdeportiert wurden und werden, wo unsere wertvollsten Talente entschädigungslos zur Freibeute der Siegermächte und der ganzen Welt geworden sind, Patente und Erfindungen, durch die sogar das technisch so hochentwickelte Amerika - wie oben zugegeben wird - einen Fortschrittssprung um Jahrzehnte gemacht hat;

in einer Zeit, wo unsere Industrie lahmgelegt wurde durch unsinnige Demontagen auch solcher Werke, die ausschließlich Friedenszwecke dienten vor allem, wenn sie für unsere Ausfuhr wichtig oder vorzüglich eingerichtet waren, und durch, von Macht und Vergeltung inspirierte, Zerstörungen von Fabrikgebäuden und Werkhallen, die Wohnzwecken oder anderen friedlichen Belangen hätten dienstbar gemacht werden können, wo unser Außenhandel durch strengste Überwachung und Bevormundung, durch Aufteilung des nicht vernichteten Restes unserer Hochseeflotte und Verbot eigener Überseeschifffahrt, durch einen für uns möglichst ungünstigen Verrechnungskurs und viele andere, von Konkurrenzneid und Machtgier diktierte Hemmnisse mattgesetzt wurde;

in einer Zeit, wo an unseren Bodenschätzen ein sinnloser Raubbau getrieben wird, der bei der Uranabschürfung geradezu zur Wahnsinnsorgie an Versklavung deutscher Menschen und Vernichtung deutscher Werte ausgeartet ist, wo unsere einst so schattigen Wälder durch immer größer werdende Kahlschäge ausgerodet wurden und werden, obschon wir seit der Jahrhundertwende unseren eigenen Holzbedarf nicht mehr decken konnten;

in einer Zeit, wo vom Bauern bei nur noch geringen Bodenerträgen fast unerfüllbare Abgaben verlangt werden, wohingegen die niedrigen Preise landwirtschaftlicher Erzeugnisse in keinem Verhältnisse zu den überaus hohen Kosten dringend benötigter Industriewaren stehen, wo einerseits durch jahrelange allgemeine Unterernährung, durch nackten Hunger vor allem in den Städten, teilweise auch auf dem Lande, die Lebenskraft unseres Volkes geschwächt wurde und Krankheit, besonders Tuberkulose, Siechtum, Verzweiflung und Sterblichkeit erschreckend zu- nahmen, wo jedoch auf der anderen Seite neben all diesem Elend Genussgier und Schlemmerei mit der Allgemeinheit entzogen oder zu Wucherpreisen gehamsterten Nahrungs- und Genussmitteln, Vergnügungssucht und Sittenlosigkeit weiter um sich griffen, wo bei der herrschenden Fettarmut unserer Glyzerinerzeugung gedrosselt, unser Walfang verboten wurde, - ja, wo unsere musterhaft ausgerüsteten Walfangflotten fortgenommen wurden, wo es sogar an Abfallfetten für Seifenherstellung fehlt;

in einer Zeit, wo wir durch eine Politik der Ausbeutung, der allmählichen Ausrottung und Vernichtung bis ins innerste Lebensmark getroffen und zur Schachfigur zäher Machtkämpfe geworden sind, die sich in zahlreichen, absichtlich end- und ergebnislosen Konferenzen abspielen, die ausgefüllt sind mit schädlichen Ränken, wo eine allgemeine Friedensregelung vorsätzlich immer weiter hinausgeschoben wird;

in einer Zeit, wo zu alledem auch gewissenlose Ausbeuter aus unserem eigenen Volke die allgemeine herzzerreißende Not ihrer Mitmenschen rücksichtslos zur eigenen Bereicherung missbrauchten: sei es vor dem Währungsschnitt durch wucherische, schmutzige Kompensations- und Schiebergeschäfte, sei es nachher durch Preistreibereien und Wucher mit gehorteten und absichtlich zurückgehaltenen Warenbeständen;

in einer Zeit, wo Schwarzarbeit, unehrenhaftes Geschäftemachen, Korruption und Ausplünderung der Mitmenschen mit Reichtümern, Überfluss und Anerkennung belohnt, jedoch ehrliche Arbeit, reeller Handel, Sauberkeit und Rücksichtnahme auf die Notlage des Nächsten mit Verlusten, Entbehrungen und Hohn bestraft werden, so unsere Notgroschen - in langen Jahren vom Munde abgekargt - in gleicher Weise zuerst auf ein Zehntel, dann auf ca. 6 % des ursprünglichen Wertes herabgesetzt wurden wie in kurzer Zeit zusammengerafftes Kapital, wo ein rechtschaffender Mensch die Steuerlasten kaum aufbringen kann, der Gerissene sie jedoch abzuwälzen oder zu hinterziehen weiß, wo unter dem kommenden Lastenausgleich der ehrliche Besitz schwer zu tragen haben und zum Teil enteignet werden wird, unehrlicher Reichtum aber verschont wird, weil er verborgen ist;

in dieser furchtbaren Zeit eines uferlosen Niederganges, eines verwirrenden Durcheinanders ohne klare Rechtsgrundsätze und eines maßlosen Elends breitester Massen in dieser aussichtslosen, hoffnungslosen, entmutigenden und entnervenden dunklen Zeit, der auch noch das Jahr 1948 angehört, legen wir uns ein Wappen zu!

Wir legen uns ein Wappen zu, um damit zu beweisen, dass wir trotz aller Schwierigkeiten den Kopf nicht hängen lassen und nicht verzargen, - ja, dass wir trotz aller Nöte mit einem “Nun erst recht” sogar an die fernste Zukunft unserer Familie denken! Das in dieser Zeit angenommene Wappen sei der Nachkommenschaft ein Symbol unserer inneren Haltung, denn mit Mut und Kraft, mit Fleiß und Ausdauer wollen wir unsere Pflichten erfüllen, vor allem im Vertrauen auf GOTT wollen wir weiter arbeiten, um alle Schwierigkeiten und alle Nöte zu überwinden!

Wir legen uns ein Wappen zu aber auch in der Hoffnung, dass dieses Wappen und mit ihm unsere ganze Familie bessere Zeiten sehen als jetzt, und dass es für unser armes, leidgequältes Volk und unser so oft und so schwer geprüftes Vaterland auch einmal ein Dauerplatz unter der Sonne da sein wird!

Im Jahre des Herrn EINTAUSEND NEUNHUNDERT UND ACHTUNDVIERZIG, das für uns Deutsche noch so leer an Hoffnung und Trost, aber so voll von Verzweiflung und Leid ist, nehmen wir ein Familienwappen an im festen Vertrauen auf GOTTES Gnade und Hilfe, dass er unsere damit verbundenen Wünsche und Absichten segnen, uns beistehen und uns über diese so überaus schwere Zeit auch weiter hinweghelfen möge, sowie er auch unseren Ahnen geholfen und ihnen in guten und bösen Tagen beigestanden hat. Möge die Gnade, die Hilfe und er Beistand GOTTES auch unseren Nachfahren nimmer versagt bleiben! Möchten doch für sie und unser Volk nie wieder solche Zeiten kommen! Trotz aller Widerwärtigkeiten unserer Zeit wollen wir mit Mut und Gottvertrauen unsere Pflichten erfüllen und weiterstreben, - doch in Anbetracht des unmenschlich harten Schicksals der aus dem Osten vertriebenen und aus anderen Ländern verjagten Deutschen müssen und wollen wir auch GOTT danken für seine Gnade, dass wir noch auf unserer ererbten Scholle leben und arbeiten dürfen! Der HERR erbarme sich des deutschen Volkes, er erbarme sich besonders der verjagten und vertriebenen Brüder und erleichtere ihr so überaus schweres Los!

Wir, die wir diese Urkunde unterzeichnet haben, gehören einer Generation an, die nicht nur zwei furchtbare Weltkriege erleben, sondern zum Teil auch als Frontkämpfer mitmachen musste, und die - GOTT möge uns gnädig sein! - die drückenden Lasten, die maßlosen Tribute und die vielen anderen schrecklichen Folgen, die oft mit tiefen und rauen Eingriffen in unser Privatleben verbunden waren und sind, dieser beiden von unserer Nation verlorenen Kriege zu tragen hatte und hat. Wir lebten schon nach dem ersten und leben jetzt nach dem zweiten ganz besonders in einer von blindem Hassgefühl, niedrigem Rachedurst und erbarmungslosem Vergeltungswahn gegen uns erfüllten Welt, was uns unsagbare Leiden verursacht hat und verursacht. Einige wenige, die dem deutschen Namen so unendliche Schande bereitet haben, leiden mit vollem Recht, aber die allermeisten Deutschen - das müssen wir, die wir in dieser Zeit stehen und alles miterlebt haben, - ausdrücklich erklären: - leiden völlig unschuldig! In der Behandlung unseres Volkes sehen wir trotz einiger mahnender Worte einsichtsvoller führender Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Geistesleben des neutralen Auslandes und unserer einstigen Gegner noch keinen Schimmer von Vernunft; erblicken wir trotz einiger hochherziger Hilfe privater, kirchlicher und sonstiger Kreise des neutralen Auslandes und des ehemaligen feindlichen, besonders der U.S.A. noch keinen Lichtpunkt einer besseren Zukunft; bemerken wir trotz einer nach dem Währungsschnitt in Erscheinung getretenen Besserung (besonders in der englischen und amerikanischen Zone) noch keine grundlegende Wendung unseres Schicksals, - ja, wir müssen sogar in der lähmenden Furcht vor einem dritten, noch verheerenderen Weltkrieg leben, - den das deutsche Volk dann aber nicht verschuldet haben wird! - vor einem Krieg mit Atombomben und anderen fürchterlichen Waffen! Wir wollen jedoch im Vertrauen auf GOTTES Hilfe trotzdem nicht mutlos werden! Durch tapferes Aushalten, treue Pflichterfüllung und standhaftes Gottvertrauen wollen wir unseren Nachkommen ein Beispiel geben! In dieser Absicht nehmen wir das Wappen an! Möge es in Zukunft allzeit ein Ansporn sein, wie es auch ein Sinnbild unserer Lebenshaltung in dieser schweren Zeit ist. Mögen auch unsere Nachfahren nie wanken in dunklen Tagen, mögen sie immerdar treu ihre Pflichten erfüllen zu ihrem eigenen Wohle, zum Besten ihres Volkes und zum Segen der gesamten Menschheit! Und nochmals wollen wir bitten: “Möge GOTT unsere Absichten und Wünsche segnen und möge seine Gnade, seine Hilfe und sein Beistand unserer Familie auch in Zukunft nicht versagt bleiben, wie sie ihr auch in der Vergangenheit nicht versagt geblieben sind!”

ZWEITER TEIL

Das Wappen selbst (Sinnbild der Treue)

ARTIKEL I

Beschreibung (Blasonierung) des Wappens

Wappen

"Über grünem Schildfuß mit goldenem Bach ein rotes westfälisches Bauernhaus in Gold mit geschlossenem goldenen Tor und Türen; beiderseits vom Dache schwbend ein roter Schild mit goldenem Adler (Rietberg) und ein goldener Schild mit grüner Eiche mit Wurzelwerk und zwei goldenen Eichen behängt (Liemke)."

Helmzier (Kleinod)

Gekreuzte goldene Sensen mit silbernen Stielen, oberhalb belegt mit Schriftband und Inschrift: "FORTITER IN FIDE!"

Decken

"Rechts: Gold/Rot, links: Grün/Gold."

(Hausflagge: Rot/Gold/Grün.)

ARTIKEL II

Deutung und Sinn des Wappens

In unserem Wappen ist versinnbildet: der Stammhof durch das Haus und die ererbte Scholle durch grüne Flur und goldenen Bach (Scholle ist Bewässerung). Letztere ist im Schildfuß aus doppelter Absicht so dargestellt, da einmal ein bewässerter Boden die natürliche Voraussetzung jeglichen Wachstums ist und die Grundlage des Bauerntums bildet; zum anderen ist dieses Zeichen dem Liemker Wappen entnommen, dessen Eiche allein - auch der Stammhof liegt seit alters her in einem Eichenkranz - das Territoriumwappen der Gemeinde Liemke vertritt. Mit der Gemeinde Liemke war der jetzige Stammhofbesitzer in besonderer Weise verbunden. Er hat in wechselvollen, schweren Zeiten: seit 1899 als Gemeinderatsmitglied und ab 1919 als Vorsteher (Bürgermeister) die Geschicke der Gemeinde maßgebend beeinflusst und gelenkt, bis er im März 1945, kurz vor Ende des letzten unseligen Krieges, sein Amt infolge Arbeitsüberlastung - vorgesehener Hoferbe gefallen, amerikanische Truppen könnten jeden Tag einrükken - und Alters wegen freiwillig zur Verfügung stellte, obschon ihm Wohl und Wehe der Gemeinde noch sehr am Herzen lag. Unter seiner Amtsführung hat auch die Gemeinde Liemke Wappen und Siegel erhalten.-

Dieser so in unserem Wappen versinnbildete Stammhof war nach der bis heute ältesten aufgefundenen Urkunde <Staatsarchiv Münster, (Westfalen), Bestand Rietberg (Depositum Urkunden)> nachweislich schon am 27. Juli 1484 im Besitz der Familie DRESSELHUSEN, eine Urkunde vom 31. Januar 1529 lautet auf DRESSELHAUSEN, und eine Urkunde vom 12. April 1585 schreibt schon DRESSELHAUS! - Alle Urkunden werden im Staatsarchiv Münster/Westfalen aufbewahrt. - Der Stammhof, der heute noch am nordwestlichen linken Scheunentorbogen AN DO 1601 trägt, und am rechten Bogen der Einfahrtstür des Hauses ANNO 1656 zeigt, war und ist unserer Familie treu, weil auch die Familie ihm die Treue hielt. Die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse, die äußeren Lebensbedingungen, die Menschen unterliegen dem Wechsel - Wechsel angedeutet durch die beiden in der beweglichen Luft schwebenden Territorienwappen: (rechts der Rietberger Adler -mit dem Kopfe gedreht- und links die Liemker Eiche), die die wechselnde Hoheitszugehörigkeit darstellen, - der Stammhof trägt jedoch seit Jahrhunderten ununterbrochen den Namen DRESSELHAUS! Die sich kreuzenden Sensen als Helmzier sind gleichfalls im doppelten Sinne gut angebracht: einmal sind sie ein altes Zeichen bäuerlicher Tätigkeit, dann deuten sie aber auch auf das Wappen unserer Namensvettern GROSSE-DRESSELHAUS in Dresselhausen, Amt Schale, Kreis Tecklenburg hin! Bei der Seltenheit des Namens DRESSELHAUS, bei dem ursprünglichen Vorkommen im alten Lebensraum Westfalen und bei der Beschränkung vor allem auf Westfalen und dessen Umgebung darf man wohl annehmen, dass wir nicht nur Namensvettern sind, sondern dass vielleicht in grauer Vorzeit ein Urahne den Weg von hüben nach drüben oder umgekehrt genommen hat. (Die Familie GROSSE-DRESSELHAUS hat die Sensen ebenfalls mit Überlegung in ihr Wappen aufgenommen: Sie sind auch dort nicht nur ein altes Sinnbild bäuerlicher Tätigkeit, sondern deuten hinwiederum auf das schon ältere Wappen der holländischen Familien DRESSELHUIJS und DRESSELHUIS hin. Die Familie DRESSELHUIJS führt ihre Abstammung auf das nördliche Westfalen, in die Nähe von Dresselhausen, zurück. Der Name DRESSELHAUS in holländischer Form ist dort ziemlich häufig. Ganz abgesehen davon, dass Westfalen und die Niederlande bis 1648 eine Einheit bildeten, mag es sein, dass bei der späteren “Hollandgängerei” etliche DRESSELHAUS in Holland zurückgeblieben sind. Die “Hollandgängerei” war bis ins vorige Jahrhundert hinein auch aus hiesiger Gegend allgemein üblich. In jedem Jahr zogen Scharen kräftiger Burschen und Männer mit Sensen nach Holland, um durch Mähen in den saftigen holländischen Wiesen ein paar gute holländische Gulden hinzuzuverdienen. - Es mag sein, dass die Sensen in den holländischen Wappen von der “Hollandgängerei” herstammen! -

“Ohne fleißige Arbeit, ohne treue Pflichterfüllung gibt es keine gute Ernte!” mahnen uns die Sensen! und “Ohne Gottes Segen ist unsere Arbeit eitel!” wollen wir hinzufügen.

Der gleiche Stammhof, die gleiche ererbte Scholle, der gleiche Familienbesitz gewährt mit GOTTES Gnade und Segen nun schon seit Jahrhunderten derselben Familie mit derselben Treue seine Gaben und wird sie in unentwegter Treue auch weiterhin gewähren, so ihm fernerhin in treuer Arbeit und Pflichterfüllung gedient wird. “Treue um Treue bei allem äußeren Wechsel, bei allem kommen und gehen der Menschen!” - das sagt uns das Wappen. So soll denn unser Wappen ein Sinnbild der Treue sein, und uns immer wieder zur Treue im höheren und weiteren Sinne mahnen:

“Zur Treue gegen GOTT, zur Treue gegen alles Hohe und Edle, zur Treue gegen unsere nächsten Angehörigen, gegen unseren engsten Familienkreis, dem wir allzeit selbstlos dienen sollen, zur Treue gegen die Sippe DRESSELHAUS, zu der wir in Einigkeit stehen müssen, zur Treue gegen die Ehre unserer Familie und unserer Sippe, die auch unsere eigene Ehre ist, zur Treue gegen unser Volk, zur Treue gegen den Besitz der Familie, aber mit offener Hand für die Bedürftige, zur Treue gegen unsere Vorfahren, deren wir immer mit Achtung und Dank gedenken mögen, zur Treue gegen unsere Nachfahren durch vorbildliche Lebenshaltung, damit sie durch unser Beispiel angeeifert, selber treu werden und treu bleiben, zur Treue gegen unsere aufrichtigen Freunde und guten Nachbarn und nicht zuletzt zur Treue gegen uns selbst, zur Treue gegen unsere guten Anlagen und besonderen Fähigkeiten, die wir entwickeln müssen, freiwillig übernommenen oder uns übertragenen Ämtern ein nützliches Glied unseres Volkes und darüber hinaus der gesamten Menschheit sind und bleiben hinwiederum zum Segen für unsere Familie, zur Ehre für unsere Sippe und zu unserem eigenen Wohle! Auch dem bewährten Alten wollen wir treu sein, aber dabei allzeit aufgeschlossen für das vernünftige Neue! Allem, was der Treue wert ist, wollen wir in Treue dienen! ”FORTITER IN FIDE!” - IN TREUE FEST! sei unser Wahlspruch! Lauter wie das Gold unseres Schildes sei und bleibe auch unsere Treue” “FORTITER IN FIDE!” heißt auch: “Stark im Glauben!” Auch das wollen wir beherzigen, wenn es erforderlich ist. GOTT verleihe uns seine Gnade, und wie er unseren Vorfahren geholfen hat, möge er auch unseren Nachfahren beistehen!”

Die Farben unseres Schildes könnte man etwa so deuten:

Eine Hausflagge könnte später zugelegt werden.

ARTIKEL III

Annahme des Familienwappens!

Am Tage der 464sten Wiederkehr des Datums der Ältesten bis heute aufgefundenen einwandfreien Urkunde, AM 27. JULI ANNO DOMINI EINTAUSEND NEUNHUNDERT UND ACHTUNDVIERZIG NEHMEN WIR DAS IN DIESER URKUNDE DURCH BESCHREIBUNG UND DEUTUNG GEGEBENE WAPPEN MIT DEM WAHLSPRUCH “FORTITER IN FIDE!” (IN TREUE FEST) ALS WAPPEN DER FAMILIE

DRESSELHAUS

AN!

GOTT segne unser Tun! GOTT segne alle unsere guten Meinungen, Absichten und Wünsche, die wir mit diesem Wappen verbinden!

Möge unser Wappen allezeit - in guten und schlechten Tagen - zur Treue und Einigkeit mahnen!

Möge das Wappen uns ein immerwährender Ansporn für treue Pflichterfüllung sein!

Möge unser Wappen jederzeit ein Symbol guter und echter Familientradition sein und bleiben!

Mögen mit GOTTES Gnade und Hilfe alle Familienglieder stets würdig bleiben, das Wappen in allen Ehren zu führen und zu tragen!

Gott segne alle: uns, die wir jetzt leben und jene, die da kommen werden! Wie er auch unsere Vorfahren gesegnet hat!

GOTT gewähre auch weiterhin uns und unseren Nachkommen seine Gnade, seine Hilfe und seinen Beistand immerdar, wie er sie auch unseren Ahnen und bisher uns selber nicht versagt hat!

Unser Familienwappen k ö n n t e uns mit edlem Stolz auf unsere Ahnen, auf ihre Leistungen, auf ihre Treue erfüllen, es d a r f uns aber n i e zum Hochmut gegenüber unseren Mitmenschen verleiten, es s o l l uns hingegen stets zur treuer Pflichterfüllung mahnen und m u s s uns immerdar zur Dankbarkeit gegen GOTT, den Allmächtigen Herrn bestimmen, von dessen Güte und Gnade alles abhängt!

DER NAME DES HERRN SEI GEBENEDEIT! ALLES ZUR GRÖẞEREN EHRE GOTTES! AMEN!

(Es erfolgen die Unterschriften!)

ANHANG ZUR WAPPENURKUNDE

Mit dem Wappen in die Zukunft!

ARTIKEL I

Recht zur Führung unseres Familienwappens und über die Aufbewahrung der Urkunde.

Das Recht, unser Wappen als Haus- und Familienwappen zu führen und zu tragen, haben alle Familienglieder und deren Nachkommen mit dem Namen DRESSELHAUS, soweit eine blutsverwandschaft mit der jetzigen Familie DRESSELHAUS auf dem Stammhof in Liemke, Nr. 8, Kreis Wiedenbrück, Westfalen (ehemals zur Grafschaft Rietberg gehörig) urkundlich einwandfrei feststeht und nicht auf bloßer Vermutung beruht.

Blutsverwandte im obigen Sinne und deren Nachkommen, die durch weibliche Mitglieder des Wappens erhalten haben, mögen es allzeit als kostbares Erbe mütterlicherseits in hohen Ehren halten! Auch sie dürfen das Wappen als Zier an Möbelstücken führen und auf Ringen und sonstigem Schmuck tragen, doch nicht als Hauswappen übernehmen.

Alle Wappenrechte gehen verloren beim Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, ebenso dürfen Entmündigte das Wappen weder führen noch tragen!

Zum Wappen gehört die von Familiengliedern eigenhändig geschriebene Urkunde. Außer der Originalurkunde gibt es 3 Zweitausfertigungen jeweils in den Familien der verstorbenen Geschwister des jetzigen Stammhofbesitzers. Alle diese Urkunden tragen Originalunterschriften. Wenn auch die Urkunde später gedruckt werden, so mögen alle Familienmitglieder, die gleichzeitig mit dem Originalwappen eine vom selben Heraldiker hergestellte Nachzeichnung erhalten haben, auch selbstgeschriebene Urkunden-Abschriften herstellen, sie nach einem entsprechenden Vermerk selbst unterzeichnen. Wenn möglich, könnten derartig selbst hergestellte Abschriften auch von den Unterzeichnern der Original-Urkunde unterschrieben werden. Diese Urkunden haben später einen viel höheren Wert als mechanisch vervielfältigte. Außer der Originalurkunde gibt es also 3 Zweitausfertigungen und mehrere Abschriften.

Die Originalurkunde bleibt Familienbesitz, die der jeweilige Stammhofbesitzer bewahren muss.

Sollte auf dem Stammhof aus unabwendbaren Gründen (wenn etwa nur Töchter da sind, oder wenn der einzige Sohn unter Töchtern vorzeitig stirbt oder unheilbar krank ist - GOTT verhüte das! -) oder sollte aus dringenden Gründen (wenn etwa der einzige Sohn unter Töchtern sich nicht zum Bauern berufen fühlt, aber in einem anderen Berufe Tüchtigkeit leistet - der Hof möge immer nur in besten Händen sein! - das möge GOTT doch besonders verhüten!-), oder sollte aus anderen wichtigen Gründen einmal eine Tochter Stammhoferbin werden, dann hat sie als Besitzerin des Stammhofes auch dieselben Rechte bezgl. Wappen und Urkunde wie ein Mann. Der Name DRESSELHAUS, der seit undenklichen Zeiten mit dem Stammhof verbunden war, dürfte durch eine Verheiratung nicht verloren gehen. Wenn man sich nicht für die Beibehaltung entscheiden kann, wäre zunächst ein Doppelname (etwa LIEMKE-DRESSELHAUS) angebracht, die nachfolgenden Erben könnten dann wieder den alleinigen Namen DRESSELHAUS annehmen. Diesem unserem Wunsch nach Beibehaltung des Namens DRESSELHAUS könnte auch Rechnung getragen werden, wenn bei Kinderlosigkeit des Stammhofbesitzers der Hof etwa an ein Schwesterkind fiele oder an sonst jemand aus der nächsten Verwandschaft ohne den Namen DRESSELHAUS. Wer den Hof besitzt, heiße DRESSELHAUS, darauf möge bedacht genommen werden. Es ist das gleiche Blut. Das Wichtigste bei allen Erbfragen ist die Person, dessen Charakteranlage und Berufsinteresse. An dieser Stelle sei auch die Mahnung ausgesprochen, bei der Berufswahl unsere eigenen Kinder nur zu raten, nicht zu überreden nie zu zwingen! Dieselbe Mahnung möge auch bei Verheiratungen gelten. Jeder Beruf ist gut, wenn er nur ehrbar ist; jeder Mensch taugt zur Heirat, wenn er gesund, fleißig und ordentlich ist und aus einer ordentlichen Familie mit guten Erbanlagen stammt.

Sollte - was GOTT verhüten möge! - der Stammhof, der nun schon seit Jahrhunderten bei ununterbrochener Erbfolge im Besitz derselben Familie ist, einmal durch eigene Schuld eines Hofbesitzers verloren gehen, so ist dem tüchtigsten und würdigsten Familiengliede aus der nächsten Verwandschaft; Originalwappen und Originalurkunde zur Aufbewahrung zu übergeben. Bei Uneinigkeit - GOTT verhüte sie! - möge ein Familienrat entscheiden, über dessen Zusammensetzung, Umfang, Spruchverfahren und andere Bestimmungen den jeweiligen Umständen nach die notwendigen Vereinbarungen getroffen werden können. Auch in anderen schwierigen Lagen möge ein Familienrat entscheiden. Vor allem: Bleibt treu und einig!

Bei unverschuldetem Hofverlust, bedingt etwa durch andere Anschauungen über Besitzrecht (Sozialisierung, Verstaatlichung oder ähnliche Zwangsmaßnahmen) kann der letzte Hofbesitzer Wappen und Urkunde weiterhin aufbewahren oder dem tüchtigsten und angesehensten Familiengliede anvertrauen. Es können aber auch durch Vereinbarungen (durch Familienrat oder auf anderem Wege) der geänderten Daseinsform entsprechend neue Rechte und Pflichten betreffs Wappens und Urkunde den dann gültigen Umständen angepasst werden.

ARTIKEL II

Wünsche und Anregung zur Pflege edler Familientradition

Diese Urkunde wurde uns bei einer schlichten Feier aus Anlass der Wappenannahme vorgelesen.

Es wäre ein schöner Brauch der Familientradition, wenn in Zukunft ebenfalls passende Teile der Urkunde bei wichtigen Anlässen verlesen würden. Solche Anlässe wären etwa: Heirat, Hofübergabe oder -übernahme, vorzeitige Mündigkeits- und Großjährigkeitserklärung, Übernahme eines wichtigen Amtes oder andere besondere Ereignisse!

Die Ehrung durch feierliches Vorlesen von passenden Urkundenteilen könnte auch bei einem verwandtschaftlich schon entfernter stehenden Familiengliede angewandt werden, sofern es sich um eine besonders ehrenvolle Ernennung, um die Übernahme eines besonders hohen Amtes usw. des zu ehrenden Familiengliedes handelt. Das Familien- oder Sippenglied wäre dann mitsamt seinen nächsten Angehörigen zu einer schlichten Feier auf dem Stammhof einzuladen, zu deren Abhaltung alle geladenen Gäste beisteuern müssten mit Ausnahme des zu ehrenden Familiengliedes, das dann Ehrengast ist.

Ein sinniges kleines Geschenk würde eine solche Ehrung erhöhen. Alle Anwesenden könnten sich mit Alter, Beruf und anderen Angaben in die Familienchronik oder auf ein besonderes Gedankblatt eintragen, nachdem der Anlass kurz gegeben ist.

Die Ehrung durch Urkundenverlesung könnte in sinniger Weise ergänzt werden durch den Brauch, zum Gedenken an einen wichtigen Anlass einen Baum, vornehmlich einen Obstbaum, zu pflanzen. Bei ungeeigneter Jahreszeit könnte das zu einem später liegenden passenden Zeitpunkt geschehen. Es wäre dann etwa zu bemerken. “Dieser Baum ist am sovielten aus dem und dem Anlass von dem und dem gepflanzt worden!” Das Baumpflanzen könnte auch ohne Verlesung geschehen. Pflanzen, Wachsen, Gedeihen, Ernten und Züchten umfassen das Bauernleben und erwecken die Freude eines jeden, der noch mit der Natur verwachsen geblieben ist, ganz gleich, wo er lebt und steht. All unser Streben mit seinen Freuden und Leiden, unser ganzer Erdenwandel ist ein Pflanzen, Gedeihen und Ernten, darum:

"Pflanze einen Baum, Du weißt zwar nicht, wer einst in seinem Schatten wirkt und ruht und tanzt. Bedenke stets: Es haben auch für Dich die Ahnen treu geschafft, gestrebt, gepflanzt!"

Falls einmal ein Familiengedenktag eingerichtet werden sollte, könnte man den 27. Juli nehmen. Eine kleine Feier evtl. auf den nächstliegenden Sonntag verlegen.

ARTIKEL III

Wünsche und Anregungen zur Familienchronik

Da noch keine Familienchronik vorhanden ist, möge diese auch deshalb absichtlich breit gehaltene Urkunde als Grundlage für eine Chronik dienen. Auch den anderen Familienzweigen, die jetzt eine Kopie unseres Wappens erhalten haben möchten wir dringend anraten, doch eine Chronik ihrer Nachkommen wegen anzulegen. Der jeweilige Stammhofbesitzer und die Oberhäupter der Zweigfamilien sollten sich verpflichtet fühlen, die Chronik auch fortzuführen.

Jede Chronik könnte mit den ältesten Ereignissen beginnen, deren man sich noch erinnert oder von Eltern, bzw. Großelten gehört hat. Von den eigenen Erlebnissen wird man dann die richtige Auswahl treffen und sie in passende Worte kleiden, wenn man an die Freude und Dankbarkeit der Nachkommen denkt.

Wir leben in einer kriegerischen Zeit. Es weilen Zeitgenossen unter uns, die 5 Kriege erlebt haben. Nur in nackten Zahlen sei daher angedeutet, wie unser Familienkreis bis einschließlich der Vettern und Cousinen des jetzigen Stammhofbesitzers nebst deren Nachkommen an den beiden letzten Weltkriegen beteiligt waren. Unsere Nachkommen werden nicht ahnen, welche Sorgen, welcher Kummer, welches Leid sich hinter diesen Zahlen verbergen. Nur die nächsten Angehörigen wissen das. Selbst wir, als Zeugen ihrer Tränen und selber von Verlusten betroffen, können es kaum ermessen. Die Zahlen enthalten nur solche Familienglieder, in denen Blut aus der Familie DRESSELHAUS kreist. Würde die angeheiratete Schwägerschaft mit aufgeführt, dann würden sich die Zahlen fast verdoppeln. Unter diesen nicht aufgeführten Personen litten besonders die aus dem Familienkreis DRESSELHAUS stammenden weiblichen Glieder und deren Nachkommen.[^Zahlen in der Kopie nicht eingetragen - müssen im Stammhof nachgesehen werden!]

Am ersten Weltkrieg (1914-18) haben aus dem oben festgelegten Familienkreis teilgenommen: ??‚ davon sind gefallen: ??‚ verwundet oder erkrankt: ‚ vermisst:

Am zweiten Weltkrieg (1939-45) nahmen teil: ??‚ gefallen: gesundheitlich geschädigt: ??‚ vermisst: ??.

Dazu kommt ein Kind, das tödlich verunglückte durch eine gefundene Handgranate.

Durch Bombenangriffe verloren Hab und Gut völlig: ? Familien, teilweise: ? Familien.

Mag in Zukunft immer seltener von Kriegen die Rede sein, bis sie einmal völlig verschwunden sind, sei unser Wunsch!

ZWEITER TEIL

Berechtigung und Entstehung des Wappens

ARTIKEL I

Berechtigung des Wappens aus der Hofgeschichte

Unser Stammhof gehört zu den ältesten Besitztümern und die seit Menschengedenken damit verbundene Familie DRESSELHAUS zu den ältesten Bauerngeschlechtern nicht nur der hiesigen Gegend, sondern ganz Westfalens. Es werden Zahlen genannt, die um 1200 herum, andere, die um 1000 herumliegen. Man darf annehmen, dass Hof und Familie schon in der Germanenzeit zusammengehörten. Die älteste bis jetzt aufgefundene, einwandfreie Urkunde, beweist sicher, dass der Stammhof nun schon fast 500 Jahre ununterbrochen im Besitz der Familie DRESSELHAUS ist. Sie besagt aber mehr!

Der Name DRESSELHUSEN (DRESSELHAUS) dient darin zur Angabe der Örtlichkeit, also muss DRESSELHAUS schon damals wohl bekannt und lange Zeit vorher da gewesen sein! Alle anderen in der Urkunde genannten Höfe haben heute andere Besitzer oder fremde Bezeichnungen, nur DRESSELHAUS ist geblieben! Schon diese Tatsache ergibt die innere Berechtigung zu einem Wappen!

(Ein Wappen ist das edelste Zeichen, edel in der äußeren Form, edel nach seinem inneren Werden, seiner Entstehung und geschichtlichen Entwicklung nach. Darum wird es auch als Hoheitszeichen für Staaten und Länder gewählt. Was ein Wappen besonders wertvoll macht, ist sein Alter. Ist das Wappen selbst nicht alt, muss wenigstens der Träger - Staaten und Länder ausgenommen - ein gewisses Alter haben. Unser Wappen ist zur Zeit zwar neu, aber unsere Familie und ihr Stammhof sind uralt und gehörten seit undenklichen Zeiten zusammen. Eine kurze Hofgeschichte möge das bezeugen).

Aus den ältesten Zeiten des Hofes und der Familie haben wir bis heute noch keine Urkunde entdeckt. Bestimmt wissen wir nur, dass DRESSELHAUS auch ein “Sattel oder Ruhnen-Meyer” war. Dieses beweist die Neuregelung der alten Bestimmungen über die “Sattel- oder Ruhnen-Meyer”, die 1750 erlassen wurde, in der unser Hof zusammen mit 5 anderen Höfen aus dem heutigen Gemeindegebiet angeführt wurde. So wird in jüngerer Zeit allgemein gebräuchliche Bezeichnung “Meier DRESSELHAUS” wohl nicht nur eine später übliche Benennung für einen größeren Bauern gewesen sein, sondern ein Schrumpfwort für das längere “Sattel- oder Ruhnen-Meyer”.

Man darf annehmen, dass unsere Ahnen in der Germanenzeit zu einem Markengebiet Beziehungen hatten, dessen kultureller Mittelpunkt in der Nähe des Teutoburger Waldes gewesen sein mag. Kultzentren waren dort vielleicht die Externsteine oder der bei Schlangen gelegene Sternhof, dessen Umwallungen Holzkonstruktionen enthalten, die um 700 v. Chr. angelegt sein dürften. Nach Teudt sollen sich hier germanische Priester dem Dienst der Gestirne gewidmet haben. Man darf die Beziehungen aus dieser Gegend nach dort annehmen, da das Gebiet der heutigen Gemeinde Liemke territorial früher dem Grafen von Schwalenberg (von hier aus jenseits des Teutoburger Waldes gelegen) und kirchlich zuerst zum Kirchspiel Oerlinghausen (im Teutoburger Walde gelegen) gehörte, dessen Kirche 1124 erbaut worden ist. 1345 kam das Gebiet der heutigen Gemeinde Liemke an Rietberg. Graf Heinrich von Schwalenberg schenkte die Limbeke, das heutige Liemke, seinem Schwiegervater, dem Grafen Otto von Rietberg. Da die Rietberger Zeit so nachhaltig eingewirkt hat, dass man heute vom “Rietberger Land” spricht und die Bewohner dieses Gebietes heute noch mit “Rietberger” bezeichnet, haben wir den Rietberger Adler als altes Territoriumwappen in unser Schild mit übernommen neben dem Wappen von Liemke, womit der jetzige Stammhofbesitzer ja besonders verbunden war. Als Hauptwappenzeichen wählten wir jedoch das Stammhaus, das “Dresselhaus” und, um das Wappen nicht zu überladen, ohne irgendwelche Zutaten, die etwa auf die “Sattel- oder Ruhnen- Meyer”-Zeit hätten hindeuten können. Das Stammhaus war, wenn auch nicht in der heutigen Form, seit der ersten Errichtung immer da: vor, während und nach der “Sattel- oder Ruhnen-Meyer”-Zeit und wird - so GOTT will! - auch in aller Zukunft bleiben! Das Stammhaus, das “DRESSELHAUS” ist das Beständige bei allem Wechsel! Ein rein redendes Wappen konnten wir nicht annehmen, da die Deutung des Namens DRESSELHAUS noch unklar ist; Ableitungen wie: “Haus der Tassilo, Drechselhaus, Dreschhaus, Deichselhaus” u.ä. sind nur Vermutungen. Auch eine alte Hausmarke konnten wir leider nicht auffinden. Das Zeichen neben der Jahreszahl 1601 am Scheunentor wird wohl eine Zimmermannsmarke gewesen sein, sonst müssten wir das Zeichen an anderer Stelle des Hofes oder sonstwie in Verbindung mit dem Namen DRESSELHAUS auffinden.

Wir dürfen und wollen unseren Vorfahren keinen Vorwurf machen, dass sie auf Außerlichkeiten wie: Familienzeichen, Hausmarken oder Wappen keinen Wert legten. Für uns steht fest, dass sie in allen Zeiten, - denken wir nur daran, was zwischen 1601 und 1656 lag -, als ehrenwerte, aufrechte Menschen treu ihre Pflichten erfüllt und das Erbe gewahrt haben, sonst wäre der Hof nicht mehr in unseren Händen! Für ihre Treue auch in schweren Zeiten müssen wir ihnen stets dankbar sein! Vergessen wir dabei aber nicht unsere Dankesschuld gegen GOTT, unter dessen Segen sie allzeit standen und dessen Gnade die ununterbrochene Vererbung zuließ! Unser Wappen sei daher auch ein Zeichen der Dankbarkeit gegen GOTT und unsere Vorfahren, und für uns und unsere Nachkommen soll es ein immerwährender Ansporn sein, unseren Ahnen in unentwegter Treue, in aller Makellosigkeit und allen Ehren nachzuahnen, so dass wir auch fernerhin GOTTES Gnade, Segen und Beistand würdig sind!

ARTIKEL II

Äußere Umstände beim Werden des Wappens und der Urkunde

Unser Familienwappen ist nach oft gehemmten und ununterbrochener Vorarbeiten, die zeitbedingt waren, unter Zustimmung aller Unterzeichneten in der vorliegenden Form festgelegt. Die Anregung erhielten wir von Heinrich Caspar (geb. 17. Mai 1895) Sohn von Heinrich DRESSELHAUS (geb. 8. August 1863, gest. 2. Juli 1940), dem ältesten Bruder des jetzigen Stammhofbesitzers. Heinrich Caspar erledigte auch die Hauptvorarbeiten für das Wappen, plante es und verfaßte die Urkunde. Seit 1930 steht er mit dem, aus der Familie GROSSE-DRESSELHAUS zu Dresselhausen, Amt Schale, Kreis Tecklenburg, Westfalen, stammenden Herrn Pfarrer Dr. GROSSE-DRESSELHAUS, z. Zt. in Halver (Westfalen) in regem Briefwechsel über Familiengeschichte. Der Herr Pfarrer weckte das Interesse bei Heinrich Caspar und dieser hinwiederum das Interesse bei uns allen. So faßten wir schon seit langem den Entschluß, uns ein Wappen zuzulegen, konnten aber infolge ungünstiger Zeitumstände und anderer Schwierigkeiten wegen erst nun unser Vorhaben ausführen. Ein Wappenentwurf wurde im Staatsarchiv zu Münster (Westfalen) zur Begutachtung vorgelegt. Dort erhielten wir von Herrn Prof. Dr. Bauermann und Herrn Dr. Prinz einige Anregung. Doch während aller Vorarbeiten stand Heinrich Caspar mit Herrn Pfarrer Dr. GROSSE-DRESSELHAUS in ununterbrochenen Briefwechsel, der nicht müde wurde, alle Pläne, Entwürfe und Abänderungen bis zur Fertigstellung zu überprüfen und sie gutzuheißen. Das Wappen ist gezeichnet von dem Heraldiker, Herrn Richard Wagener, der als Fachmann dem Wappen Stil und Form gab. Ende Juli lag der letzte Rohentwurf in unseren Händen, und wir nahmen das Wappen an!

Es wäre nun schön gewesen, wenn nach einem vorausgegangenen Gottesdienst die Wappenannahme mit anschließender schlichter Feier am gleichen Tag erfolgen konnten. Die Feier verlegten wir auf einen Zeitpunkt, wo nicht nur das Originalwappen, sondern auch die ebenfalls von Herrn R. Wagener hergestellten Kopien für die interessierten Familienmitglieder vorhanden waren. Mit dem Einsammeln der Bestellungen, mit Beratungen, Überlegungen und Rückfragen verging viel Zeit. Die Urkunde musste auch teilweise noch einmal überarbeitet werden,so dass wir die Feier bis zum 8. Dezember hinausschieben mussten. Das kam wieder unseren dringenden Sommer- und Herbstarbeiten zugute, die somit ohne Störung erledigt werden konnten.

Der Gedanke, aus Anlass der Wappenannahme einen eigenen Gottesdienst zu feiern, kam uns erst im Oktober. So wurde denn am Samstag, dem 6. November, in der Privatkapelle Johannliemke, Liemke Nr. 1, vom hochwürdigen Herrn Vikar Georg Hoffmann, der aus der Erzdiözese Breslau stammt und als Ostvertriebener bei der Familie Johannliemke Unterkunft gefunden hat, ein hl. Meßopfer dargebracht, woran 24 Personen teilnahmen. Das hl. Meßopfer, ein Hochamt, wurde mit dem Lied “Alles meinem Gott zu Ehren” eröffnet und mit dem “Te Deum” beendet.

Der Gottesdienst war ein Dank- und Bittopfer. Wir danken GOTT für den Beistand, den er in seiner Gnade einst unseren Ahnen und bisher uns selbst gewährt hat. Wir empfahlen dem Herrn unser Tun: die Annahme eines Familienwappens und baten um seine weitere Hilfe für uns und unsere nächsten Angehörigen in den Nöten und Sorgen dieser schweren Zeit und um seinen Segen für uns und unsere Kinder und späteren Nachkommen. Wir gedachten unserer lieben Verstorbenen, besonders der Gefallen. Wir vergaßen jedoch nicht, für unser armes leidendes Volk zu bitten. Ganz besonders flehten wir für die Ostvertriebenen und für die aus anderen Ländern verjagten Deutschen, die nun als Heimatlose unter uns weilen. Vor allem für sie opferten wir unser eigenes Ungemach auf, aber auch für unsere eigenen Fehler und für die von entarteten Menschen begangenen Verbrechen.

Der Gottesdienst wurde am 8. November gefeiert, da es eher nicht möglich war. Bis zum 8. Dezember konnten wir ihn nicht hinausschieben wegen des zu erwartenden Winterwetters.

Die Kapelle ist nicht nur unheizbar, sondern auch klein. Es mussten schon einige Teilnehmer draußen stehen. Das Wetter war an dem Morgen ausnahmsweise gut, wenn auch etwas kühl. Am Tage vorher hatte es stark geregnet, in der Nacht zum 7. setzte schon Frost ein. Somit war der Tag mit glücklichen Umständen verbunden.

Der Gottesdienst wurde in der Privatkapelle Johannliemke gefeiert, weil Elisabeth DRESSELHAUS (geb. 1. Juni 1871, gest. 9. Juni 1939), die Ehefrau des jetzigen Stammhofbesitzers, eine geborene Johannliemke war, und ihr Bruder, der Gastwirt Josef Johannliemke - seit 1919 Liemke - (geb. 10. Februar 1862, gest. 7. September 1927) mit Anna DRESSELHAUS (geb. 29. Februar 1868, gest. 15. März 1945), der einzigen Schwester des jetzigen Stammhofbesitzers, verehelicht war. Somit lag mit der Familie Johannliemke eine doppelte Verschwägerung vor.

Absichtlich ließen wir das hl. Meßopfer von einem ostvertriebenen Priester darbringen, um auch damit unsere Zeit zu dokumentieren: Ein Priester ohne Heimat opfert für uns, die wir noch eine Heimat haben dürfen. Während er unsere Familienanliegen in seine Gebete einschloß, flehten wir um Erleichterung der Not der Ostvertriebenen und Heimatlosen, unter denen so viele sind, die nicht nur aus ihrer lieben Heimat verjagt wurden, sondern auch jahrhunderte alte, angestammte Familienbesitztümer verlassen mussten! GOTT wende doch bald ihr schweres Schicksal!

Am 8. Dezember 1948 fand eine den Zeitverhältnissen entsprechend schlichte Familienfeier statt. Da für diesen Zweck die Räumlichkeiten auf dem Stammhof, wo auch, wie fast in jedem Hause, Ostvertriebene mit untergebracht sind, zu beengt waren, wurde die Feier im Saale der Gastwirtschaft, Frau Ww. Johann DRESSELHAUS veranstaltet. Ihr Ehemann war der Gastwirt Johann DRESSELHAUS (geb. 21. Mai 1865, gest. 18. September 1917), ein Bruder des Stammhofbesitzers. Johann DRESSELHAUS hatte den Grund und Boden seines Besitztums als Erbteil vom Hof erhalten.

ARTIKEL III

Schlusswort

Mit einem allgemeinen Zeitbild begann die Urkunde, mit einer kurzen Darlegung der Ursachen für die Geschehnisse unserer Tage möge dieser Anhang schließen.

Vor 300 Jahren wurde der 30jährige Krieg beendet, der zwischen den ältesten Jahreszahlen unseres Stammhofes lag. Der Friedensschluss hatte einen unheilvollen Einfluss auf die ganze Zukunft. Für Europa, dass Deutschland nach innen geschwächt worden war durch Aufteilung in viele Kleinstaaten und Herrschaftsgebiete, die nur lose zusammenhingen und zu große Selbständigkeit genossen. Daher lag das Reich auch nach Außen hin ohnmächtig darnieder, während die Außerdeutschen, in sich geeinten Nationen, Weltpolitik betrieben und die Erde unter sich aufteilten. Erst zu Ende des vorigen Jahrhunderts stieg Deutschland wieder in die Reihe der Großmächte empor und konnte nun auch Weltpolitik betreiben. Dank der Tüchtigkeit, des Fleißes und der Ausdauer des deutschen Volkes war dieser Aufstieg ein glänzender. Er erregte daher die Bewunderung, aber auch den Neid vieler Nationen. Unsere damalige Regierung verfügte über einen gut geschulten und unbestechlichen Beamtenapparat, von dem das Land mustergültig verwaltet wurde. Jeder ordentliche Mensch hätte sein gutes Auskommen, und der allgemeine Wohlstand nahm immer mehr zu, bis 1914 unsere Leidenszeit begann. Der letzte Oberherr war damals ein Kaiser, der bei all seiner Gerechtigkeit und sozialen Einstellung zu selbstherrlich war. Seine außenpolitischen Fehler wurden noch vergrößert durch unfähige Köpfe in den höchsten Regierungskreisen und besonders unter den Diplomaten, die zu wenig Verständnis für die Denkungsart des Auslandes hatten und dessen gefährlichen Neid und Missgunst unterschätzen. Das sogenannte Preußentum und der Militarismus waren vor allem auch jenseits der Grenzen verhasst, während der dortige Militarismus für berechtigt gehalten und gebilligt wurde. Als der erste Weltkrieg ausbrach, standen wir einer Welt von Feinden gegenüber.

Ach, möchte doch kein Volk der Erde je mehr das durchmachen müssen, was das deutsche Volk seit 1914 zu erdulden hatte! Den ersten Weltkrieg hatte Deutschland verloren. Ein hartes Friedensdiktat mit unerfüllbaren Bedingungen wurde uns aufgezwungen, da eine von großem Hass und altem Neid inspirierte, chauvinistische Friedensdelegationen der früheren kaiserlichen Regierung und darüber hinaus dem gesamten deutschen Volke die Alleinschuld an dem Kriege zugeschoben hatte. Die Klausel der Alleinschuld war die Rechtsgrundlage für das überaus harte Rachediktat. Schon nach einigen Jahren war die Weltmeinung über die Schuldfrage eine andere geworden. Jedoch die harten Bedingungen blieben. Als Ende 1932 die unerfüllbaren Reparationen endlich gestrichen wurden dank einer klugen Politik der republikanischen deutschen Regierung und dank der zunehmenden Vernunft einiger Staatsmänner auf der Gegenseite, da war es zu spät! Ein noch größerer, ja krankhafter Gegenhasser war durch demagogische Ausnutzung der niedrigsten Instinkte der leidenden breiten Masse des deutschen Volkes und durch die Unterstützung einiger kapitalkräftiger und militaristischer Kreise, die den jähen Fall Deutschlands von der einst so glänzenden Höhe nicht verschmerzen konnten, inzwischen so stark geworden, dass er 1933 die Macht ergriff. - Möchte doch kein freies Volk der ganzen Erde in eine ähnliche Lage kommen, in die wir Deutsche 1933 geraten waren, wo wir durch Terror und Spitzeltum geknebelt, keinen Einfluss mehr besaßen auf eine Willkürherrschaft, die sich die Macht erschlichen hatte. Diese deutsche Regierungsform wurde aber bis ins Jahr 1939 hinein von ausländischer Seite nicht nur anerkannt und gutgeheißen, sondern verschiedentlich sogar protegiert, was manche Deutsche irre machte. Erst als am 9. November 1938 von fanatisierten Verbrechernaturen beschämende Ausschreitungen gegen wehrlose Juden begangen worden waren, wurden vielen die Augen aufgerissen, und als am 1. September 1939 ein sinnioser Rachekrieg gegen das Versailler Diktat entfesselt worden war, da begann für unser Volk ein neuer Kreuzweg. Und als unbestimmte Gerüchte durchsickerten über unsagbar entsetzliche Grausamkeiten, die wir anfangs nicht zu glauben vermochten und als rechtlose Kasse nicht verhindern konnten, sondern mit blutenden Herzen geschehen lassen mussten, da lebten wir in Angst, Verzweiflung und dumpfer Vorahnung eines furchtbaren Endes. Die größte Tragik war, klar erkennen zu müssen, dass nur eine Niederlage mit ihren schrecklichen Folgen die Befreiung von dieser Despotie bringen konnte. - Möchte doch kein Volk der weiten Erde jemals nur einen Teil der Leiden zu ertragen haben, die besonders in den letzten Jahren auf uns lasteten! - Möchten doch die Machthaber dieser Welt aus der Geschichte lernen und endlich einsehen, dass Hass und Rache Gegenhaß und Gegenrache erweckten! - Möchten sie doch endlich nach der Erkenntnis handeln, dass eine Weltordnung von Dauer nicht mit Hass, Rache und Vernichtung, wohl aber mit Liebe, Gerechtigkeit und Zusammenarbeit aufgebaut werden kann! Harte Bestrafung aller wirklich Schuldigen, Bekämpfung der absurden Meinung einer Kollektivschuld des geschlagenen deutschen Volkes, Verständnis und Verzeihung gegenüber Irregeleiteten und zur äußeren Anhängerschaft gezwungenen, die sich bewusst von Verbrechen fernhielten, sie milderten oder sabotierten, Menschlichkeit und Liebe für die völlig Unschulidgen und Gerechtigkeit für alle würden wahrhaft Wunder wirken! GOTT segne, beschütze, stärke und vermehre die kleine Schar der Einsichtigen, die erkannt haben und danach handeln, dass alle Völker aufeinander angewiesen und voneinander abhängig sind. Die Menschheit in ihrer Gesamtheit ist und bleibt trotz ihrer Manigfaltigkeit nach Rasse, Sprache, Religion und Weltanschauung, nach Sitten und Gebräuchen eine von GOTT gewollte Einheit, die niemand leugnen oder gar mit frivoler Hand zerstören kann!

GOTT regiert die Welt, doch sieht es manchmal nicht danach aus, weil böse Menschen ihm immer wieder ins Handwerk fuschen. GOTT will das Gute und verabscheut das Böse! Der Mensch hat freien Willen, sich zu entscheiden; doch neigt er mehr zum Bösen als zum Guten. Hier setzt unser schwerer Erdenkampf ein. Mögen wir mit Gottes Gnade einen guten Kampf kämpfen! Mögen wir dem Guten die Treue halten!

Und zum Schluss noch einmal eine ernste Mahnung an die Familien unserer Nachkommen:

"Seid und bleibt treu und einig! Einigkeit und Treue sind die Quellen eurer Kraft! Wie kann die Menschheit einig sein, wenn in den Familien Uneinigkeit herrscht! Haltet immer die Familienehre und damit unser Wappen rein! Erfüllt vor allem jederzeit treu eure Pflichten und Gottes Segen wird über euch sein! Alles, was wir tun, diene zur größeren Ehre Gottes!"

Nachschrift des Urkundenschreibers

Es sei mir erlaubt, eine persönliche Nachschrift beizufügen, ohne die, das ist mein Wunsch, Urkunde und Anhang nicht veröffentlicht werden dürfen!

Unter dem mangelndem Einheitsgefühl der Menschheit, unter der verderblichen Zwietracht und dem zerstörenden Hader zwischen den Völkern litt und leidet der Verfasser dieses Zeitdokumentes in besonders hohem Maße. Da er wahren Nationalismus, eine echte Liebe zum eigenen Volke, mit einem vernünftigen Internationalismus, eine unbedingt notwendige Zusammenarbeit der gesamten Menschheit, für wohl miteinander vereinbar hält, kann er es nicht unterlassen, in dieser Nachschrift seine persönlichen Gedanken auszusprechen!

Unter Menschen ist eine der wichtigsten Bande, die das Zusammengehörigkeitsgefühl ausdrücken und fördern, eine gemeinsame Sprache. In unserer Zeit haben wir alle persönlich das hemmende Übel der Sprachverschiedenheiten im Umgang mit Menschen verschiedener Völker besonders empfunden: sei es als Soldat oder Kriegsgefangener in fremden Landen, sei es hier in unserem eigenen Lande im Verkehr mit fremden Kriegsgefangenen und Zivilarbeitern zahlreicher Nationen, sei es beim Einrücken der fremden Truppen in unser Heimatgebiet, sei es vor allem, als sich zu jener Zeit die aus einem großen Stammlager in der benachbarten Eselsheide befreiten, russischen Kriegsgefangenen plündernd, raubend und mordend über die Umgebung ergossen und bis in unsere Gegend kamen. Wer mit diesen fremden Völkerschaften sprachlich verkehren konnte, und war es nur durch einige Worte in ihrer Muttersprache, durch eine zugerufene Bitte um Schonung, der konnte manches Unheil abwenden.

Welch eine Hilfe in der Not wäre es für uns gewesen, wenn ein gleiches Verständigungsmittel für alle Menschen schon im allgemeinen Gebrauch gewesen wäre! Vielleicht, vielleicht hätten wir diese Notzeiten überhaupt nicht durchzumachen brauchen! Aber nicht nur in diesen unglücklichen Kriegszeiten, von denen Urkunde und Anhang leider soviel reden mussten, sondern auch in ruhigen Friedenszeiten, die recht lange, ja dauernd zu verleben, wir unseren Nachfahren wünschen, ist ein internationales Verständigungsmittel notwendig, bei der immer mehr fortschreitenden Verkehrstechnik sogar eine dringende Notwendigkeit. Dass die Menschheit zu ihrem eigenen Wohle sich einmal auf solch ein allgemeines Verständigungsmittel einigt, daran glaube ich fest. Denn ich vertraue auf den Fortschritt und die Höherentwicklung der Menschheit und deren allmählichen Besserung.

Seit Tausenden von Jahren sind alte Religionen um die Besserung des Menschengeschlechtes bemüht, seit ebenso langer Zeit lehren Philosophen, wirken Erzieher im guten, leider manchmal auch im schlechten Sinne, seit fast zweitausend Jahren wird das Christentum mit seinen hohen sittlichen Grundsätzen gepredigt; alle diese und viele andere andere Bemühungen um die Besserung und Höherentwicklung der Menschheit sind nicht umsonst gewesen, trotz schwerer Rückschläge, besonders in unseren Tagen. Nein, die Bemühungen sind nicht vergeblich. Die guten und ehrlichen Bestrebungen in dieser Hinsicht könnten noch wirksamer sein durch ein allgemein gebrauchtes Verständigungsmittel. Die Sehnsucht der Menschen nach einer Einheitsprache ist uralt. Jedoch erst in neuerer Zeit entstand eine besondere Bewegung: die Weltsprachenbewegung.

Die jetzige Weltsprachenbewegung erstrebt neben der unantastbaren Muttersprache eine zweite, für alle neutrale, leicht erlernbare, aber voll taugliche, schöne klangreiche Brudersprache, eine allgemein gebrauchte Menschheitssprache, die auch die Herzen einander näher bringen würde. Die Bewegung tritt für eine Plansprache ein, die aus natürlichen Elementen der Hauptkultursprachen zusammengesetzt ist und einen einfachen, klaren, logischen Aufbau hat. Eine solche Sprache ist daher für jeden Menschen viel, viel leichter zu erlernen als jede andere fremde Sprache. Irgendeine, schon weit verbreitete Volkssprache als zweite Sprache aller Menschen anzunehmen, empfiehlt sich nicht, weil Volkssprachen viel zu schwer sind und nur von solchen Menschen bis zur völligen Beherrschung geübt werden können, die ganz besonders sprachbegabt sind. Das sind aber die wenigsten Menschen, mögen sie auch sonst noch so intelligent sein. Diese Menschen wären immer im Nachteil beim Verkehr mit fremden Völkern. Eine Volkssprache als Weltsprache anzunehmen, würde auch die Eifersucht der Nationen nicht zulassen, denn das betreffende Volk, dessen Sprache gewählt würde, hätte eine unvergleichliche Vorzugsstellung gegenüber allen andern Völkern, deren Kulturen es allmählich verwischen und schließlich ganz auslöschen würde. Eine angenommene Volkssprache würde auch nach und nach alle anderen Sprachen verdrängen, während eine Plansprache sie unberührt läßt, da sie sozusagen eine Dachsprache bleibt. Das sind in Kürze die Bestrebungen und Begründungen der Bewegung, der ich mich angeschlossen habe.

Nach langjährigem Studium verschiedener Weltsprachenprojekte, nach eingehender Prüfung des “Für” und “Wider” bin ich ein überzeugter Esperantist geworden. Ich hoffe, dass ich nicht für immer der einzige Esperantist aus dem Familienkreise DRESSELHAUS bleibe. Wer Zeit und Geduld hat, wer geistig interessiert ist, besonders aber der einen wissenschaftlichen Beruf ergreift, möge sich immerhin damit befassen zur Ehre unserer Familie, zum Wohle unseres Volkes, zum Besten der Menschheit und zu einem eigenen Nutzen, da der Geist damit vorzüglich geübt wird.

Noch steckt unsere Bewegung in den Anfängen, noch wird sie bekämpft von denjenigen, die aus der Trennung der Völker ihren Nutzen ziehen, noch lassen sich viele durch falsche Meinung und Vorurteile abhalten. Aber die Bewegung nimmt stetig, wenn auch langsam zu. Dass sie so langsam zunimmt, liegt vor allem an der Trägheit der Menschen; denn sie brauchen nicht nur einen Glauben an eine gute Sache anzunehmen, sie müssen zuvor selbst arbeiten, selbst mit Ernst und Eifer lernen um Esperantist zu werden. Esperantist sein heißt ein Hoffender sein in der tiefsten Bedeutung. Um das Urteil der Nachwelt bangt mich nicht, wenn ich bekenne, dass ich Esperantist bin und bleibe im Sinne unseres Wahlspruchs “FORTITER IN FIDE”, tapfer im Glauben an die gute Sache, halte ich in Treue fest zu ihr!

In der heutigen Zeit werden Esperantisten teilweise noch verfolgt, besonders in denjenigen Ländern, wo einseitiger Nationalismus, übertriebener Chauvinismus oder Despotie herrscht. Man wirft ihnen Vaterlandslosigkeit vor. Auch in un serem Lande wurde ab 1933 unsere Bewegung unterdrückt, ihre Anhänger verfolgt und 1936 jede Esperanto-Organisation verboten. Ich war und blieb Esperantist trotz allem. Was ich in der Urkunde und im Anhang niedergeschrieben habe, beweist, dass ich auch ein warmes Herz für mein Volk habe, aber die Menschheit vergesse ich nicht dabei! Ja, 1914 trat ich sofort bei Ausbruch des Krieges im Alter von kaum 19 Jahren als Kriegsfreiwilliger ein. Ich schäme mich nicht, das auch als Esperantist zu bekennen, da ich von der Notlage meines Vaterlandes überzeugt war. Ein dauernd geschürter Revanchegedanke, niedriger Neid und gefährliche Missgunst und die durch einen siegreichen Krieg ermöglichte Verdrängung des deutschen Handels vom Weltmarkt hatten zu einer Einkreisung Deutschlands geführt, die während des Krieges zu einer unmenschlichen Hungerblockade missbraucht wurde. Die Fehler unserer eigenen Regierung mit ihrer verderblichen Provokation hatte ich damals noch nicht klar erkannt. Was ich aber während des Krieges gewonnen hatte, war die klare Erkenntnis, dass der Krieg die größte Geißel der Menschheit ist! Mit dem zweiten Weltkrieg hatte ich innerlich nichts zu tun. GOTT sei Dank wurde ich aber auch krankheitshalber nicht zur Teilnahme gezwungen!

Unser schon seit 1914 so leidgeprüftes Volk hat im zwei ten Weltkrieg wieder Unbeschreibliches durchmachen müssen, was an Ausmaß die Leiden des ersten Weltkrieges bei weitem übertrifft. Der Kreuzweg unseres Volkes ist noch nicht beendet, und unter den jetzt lebenden Deutschen weiß niemand, wann er zu Ende gehen wird. Möge das deutsche Volk doch nun in sich gehen! Möge es doch nie wieder einem gefährlichen Demagogen Gehör schenken! - Möge es zu seinem eigenen Heile der Menschheit ein Beispiel geben durch vorbildliches Eintreten für eine Menschheitsbrudersprache, die vielleicht die Welt vor ihrem eigenen Untergang retten könnte! - Möge es nicht soweit kommen, dass der Krieg den Krieg verzehrt, und die Menschheit erst nach einer entsetzlichen Vernichtung von diesem Mittel lässt! - Möge die Welt doch schon bald von dem unsinnigen Militarismus ablassen und möge sie in Zukunft die riesigen Summen, die der Militarismus verschlingt und vergeudet, für kulturelle Zwecke und Wohlfahrtseinrichtungen anwenden! Dann wird das Menschenleben auch vielleicht für alle Menschen menschenwürdiger werden!

Ja, ich bin ein “internationaler” Esperantist und bleibe es! Ich bin aber auch in dem Sinne national, dass mir das Wohlergehen meiner eigenen Nation, meines armen, armen Volkes sehr am Herzen liegt. Unter den wahnsinnigen Blutopfern des letzten Weltkrieges, unter der sinnlosen Zerstörung unermesslicher Werte, unter allem, was der Krieg mit sich brachte, habe ich, vielleicht gerade deswegen, weil ich Esperantist bin und eine bessere Welt kenne, unsagbar schwer gelitten und leide noch unsagbar schwer unter den furchtbaren Nachwirkungen dieses unsinnigen Krieges, unter der riesigen Not meines zerstückelten Vaterlandes. Möge doch auch dem deutschen Volke endlich einmal ein Platz unter der Sonne zugebilligt werden!

- Möge sich die schicksalsverbundene Menschheit endlich als Einheit fühlen! - Möge die Welt in dem grünen Stern der hoffenden Esperantisten ein Heilzeichen sehen, ein Rettungsmittel erkennen. GOTT gebe es! Es ist mein Herzenswunsch!

"Geschlagen blutest Du aus tausend Wunden,
mein liebes, treues Vaterland,
Ein Meer bist Du von Leid und Qual und Pein,
so übervoll bis hin zum Rand!
Erbarm' Dich GOTT, in diesen schweren Stunden
des deutschen Volkes,
reich ihm Deine Hand!
Senk' Mut und Hoffnung in das Herz hinein
der Brüder ohne Heimatland!
wir sind zertreten, wir sind zerschunden,
geächtet und vom Glück verbannt.
Die bitt're Not mag Dir zum Heile sein,
Du leidgeprüftes deutsches Land!
An unserem Schicksal mag die Welt gesunden,
erkennen ihren Unverstand!
Die Menschheit muss zusammenfinden,
muss reichen sich die Bruderhand!
Die geäßte Geißel muss verschwinden,
der Krieg muss werden unbekannt!
Mag's noch so schwer sein, dran zu glauben,
die Hoffnung kann mir keiner rauben!
Es gibt doch eine bess're Welt,
die mancher nicht für möglich hält.
Sie ist schon da, ist nicht mehr fern:
IHR ZEICHEN IST DER GRÜNE STERN!"

Und wie die Urkunde mit GOTTES HEILIGEN NAMEN begann, so möge meine Nachschrift auch damit enden! Alles, was wir in guter Absicht tun, so mein schwaches Streben, gereiche uns zum Heile und diene

“Zur größeren Ehre Gottes!”